Kontra (II): „Mord auf dem Maidan“ –– dieser Politik-Professor behauptet das Undenkbare!

Prof. Ivan Katchanovski (r.) in der Universität Ottawa (27. März 2017)

Endlich! Seit über zwei Jahren schreiben wir uns schon auf „Facebook“ … nun also ein Treffen im wahren Leben. PROF. IVAN KATCHANOVSKI (49) lehrt Politik an der kanadischen Universität Ottawa … für alternative Medien (auch Dr. Daniele Ganser) ist er ein Held!

Grund: Prof. Katchanovski hat ein Gutachten zum Februar-2014-Umsturz in der UKRAINE verfasst … und beschuldigt die Maidan-Revolutionäre, (im Wesentlichen) höchstselbst für den Tod von 104 Demonstranten und 18 Polizisten verantwortlich zu sein. Systempresse und Behörden wirft er vor, die Wahrheit zu VERTUSCHEN.

„Das war ein asymmetrischer Krieg“, so Katchanovski mit hoher, beinahe jungenhafter Stimme. „Die Aufständischen waren dem Staat unterlegen. Sie konnten nur gewinnen, indem sie die Regierung diskreditieren.“ Deshalb hätten „geheime Scharfschützen organisiert auf beide Seiten gefeuert“, um den Konflikt anzuheizen. Präsident Janukowitsch musste abdanken – es war der Beginn der Krise mit Russland.

Ivan Katchanovski stammt selbst aus der Maidan-freundlichen West-Ukraine … gibt Moskau eine große Mitschuld an der Eskalation … und kommt im Falle MH-17 zu den gleichen Schlussfolgerungen wie „Bellingcat“, basierend „auf eigenen Recherchen“. Das wissen viele in der pro-russischen Szene nicht. Die alternativen Medien haben einige entscheidende Details nie gemeldet: So zum Beispiel auch seine Feststellung, dass es „keine Beweise für eine ausländische Beteiligung“ gebe. Das überrascht – wird Katchanovski doch in den Weiten des Netzes oft als Kronzeuge für eine „amerikanische Verschwörung“ zitiert. „Die Indizien zum Ereignis weisen Elemente einer Revolution, eines Putsches und eines vom Westen gewollten Regierungswechsels auf“, so der Wissenschaftler. Was nun den Ausschlag gab, müsse noch untersucht werden.

Katchanovski selbst legt den Schwerpunkt viel stärker auf die inner-ukrainischen Akteure; vermutet, die Nationalisten, möglicherweise Oligarchen-unterstützt, könnten im Alleingang tätig gewesen sein. Tatsächlich geht er NICHT davon aus, dass es sich um „professionelle Scharfschützen“ gehandelt habe.

Erstmals verstehe ich nun, was Prof. Katchanovski gemeint hat, als er sagte, wir seien „näher beieinander“ als ich dächte. Meine Belege von vor Ort weisen nämlich darauf hin, dass es „das große Komplott“ nie gegeben hat. Zehn Wochen habe ich im Zelt auf dem Maidan gewohnt … Augenzeugen vernommen, Tatorte besucht, Projektile gesammelt, Schussrichtungen mit Lasern ausgeleuchtet … und schließlich mit Ärzten, Geheimdienstlern und Militärs ausgewertet. Nun also fast sechs Stunden Gedankenaustausch mit Prof. Katchanovski in einem Nebenraum auf dem Uni-Korridor. Nun, hauptsächlich redet er – leider nicht vor der Kamera, aber ohne Punkt und Komma.

So zum Beispiel auch darüber, dass immer noch niemand verurteilt worden sei … die Aufarbeitung stocke … auch mehr als drei Jahre danach. Maidan-Kämpfer seien als „Helden der Nation“ grundsätzlich von der Strafverfolgung ausgenommen. Nun ja, denke ich mir … die Verurteilung der Polizisten erscheint auch schwer denkbar in einer Situation, da sie offenbar nur ihrer Pflicht nachgekommen waren. Hätte ein derartiges Ereignis in den USA stattgefunden, wäre die Staatsmacht wahrscheinlich noch um einiges brutaler vorgegangen.

Unser Zusammenkommen in der kanadischen Hauptstadt hat mir geholfen, ein sehr viel differenzierteres Bild vom Wirken des Prof. K. zu erhalten, als es die kalten Texte hergeben. Und doch sehe ich mehr denn je die Schwächen der gesamten akademischen Politwissenschaft: Oft gibt es eben keine Feldforschungen, keine Befragungen, keine Tests. „Wir werten in der Regel die vorhandenen Medien-Berichte aus“, so Katchanovski.

Was aber, wenn sowohl Systempresse, als auch alternative Medien großen Blödsinn zusammenpinseln?

 

 

 

→ Das Katchanovski-Gutachten:

http://www.academia.edu/8776021/The_Snipers_Massacre_on_the_Maidan_in_Ukraine

→ Billys Rechereche:

http://billys-reisen.de/?p=2012

Trauer

* Die Debatte wird emotional geführt – Trauer, Wut, Aggressivität sind dabei.

Für viele (West-)Ukrainer geht um einen neuen Gründungsmythos, um die Verteidigung der Souveränität ihrer Nation. Viele (Ost-)Ukrainer fühlen sich bedroht, akzeptieren nicht, künstlich von „Mütterchen Russland“ getrennt zu werden.

Aus meiner Sicht ist der HERGANG DER DINGE gut nachvollziehbar:

1.) Der Sturz von Präsident Janukowitsch wurde moralisch damit gerechtfertigt, er habe befohlen, mit „Scharfschützen“ gegen (friedliche) Demonstranten vorzugehen.

2.) Um das Land wieder zu einen, behauptete die neue Führung, „die Scharfschützen“ seien russische Spezialisten gewesen, KEINE Ukrainer.

3.) Dagegen wehrte sich die russische Seite. Und zwar offensiv, indem sie behauptete „die Scharfschützen“ seien NATO-Agenten gewesen.

4.) Im Informationskrieg, der in den Weiten des Netzes tobt, greift sich jede Seite die ihr passenden Szenarien und Indizien heraus.

5.) Wer im Infokrieg nicht als Teilnehmer oder Zuschauer dabei ist, hat das Thema eh schon wieder vergessen.

6.) Für den Sturz von Präsident Janukowitsch und den Kampf gegen Russland waren die Nationalisten gut und nützlich. Wenn sie morgen jedoch der Integration in EU und NATO im Wege stehen, dann könnte die Geschichte schnell nochmal umgeschrieben werden – und Prof. Ivan Katchanovski doch noch seine internationale Anerkennung erhalten.

https://www.facebook.com/billy.six.35/posts/1577696095573930

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