„Verurteilt!” Soviel war klar. Doch fünf Wochen Zeit ließ sich Richter Klaus Fruth vom Freyunger Amtsgericht dann doch, um schriftlich zu erläutern, aus welchen Gründen er Billy Six im Verfahren 1 Cs 36 Js 13100/15 des Hausfriedensbruchs gemäß § 123 StGB für schuldig halte. Neun Monate ist es bereits her: Mein Besuch im Asylheim von Freyung, einer 7.000-Einwohner-Kleinstadt im Bayerischen Wald. Statt der versprochenen Führung, auf die ich eine Stunde warte, erscheint die Polizei – es ist der Beginn einer Inszenierung.
Drei Verhandlungen folgen – am 10. September, 26. November und 16. Dezember. Sechs Zeugen werden vernommen – nur einer kann als belastend verwertet werden, nämlich Michael N., der damals diensthabende Wachmann. Ursprünglich hat dieser vor Gericht die Darstellung des Angeklagten bestätigt, und seine Version dann, so Verteidiger Bernd Roloff, „auf Druck des Gerichts“ verändert. Jetzt ist plötzlich davon die Rede, Herr Six habe sich „geweigert“, das Gebäude trotz „mehrerer Aufforderungen“ zu verlassen. Wäre es so gewesen, könnte man tatsächlich von Hausfriedensbruch sprechen. Die Kamera-Aufzeichnungen jenes Tages sind jedoch vernichtet. Geschäftsführer Herbert Graf entschuldigt dies mit „der automatischen Überspielung“.
Und doch ist es kein alleiniger Missstand: Wenige Tage nach „Richtigstellung“ seiner Aussage wird Michael N. als einziger Asylheim-Wachmann in den städtischen Dienst befördert – trotzdem er nicht einmal eine IHK-Sachkundeprüfung nach § 34a GewO besitzt. Die Gründe sind geheim. Der überraschte Arbeitgeber, die KALKA GmbH, protestiert scharf: Die Entscheidung von Geschäftsführer Graf (übrigens verantwortlich für den Strafantrag gegen Billy Six) verstoße gegen den Vertrag zwischen dem privaten Sicherheitsdienst und der Stadt Freyung. Tatsächlich heißt es in der von Herbert Graf am 24.11.2014 unterzeichneten Auftragsbestätigung unter § 14: „Der Auftraggeber verpflichtet sich, keine Mitarbeiter, die die KALKA Dienstleistungs GmbH zur Erledigung der Aufgaben im Betrieb des Auftraggebers einsetzt, während der Laufzeit des Vertrages und sechs Monate nach Beendigung des Vertrages abzuwerben und/oder für Aufgaben in seinem Unternehmen einzusetzen.“
Graf verweigert die Zahlung der 5.000 Euro Vertragsstrafe, woraufhin der Sicherheitsdienst die Partnerschaft zum 31. Januar 2016 für beendet erklärt. Am 08. Januar berichtet RT-DEUTSCH über das Freyunger Asyl-Geschäftsmodell und Probleme zwischen Wachschutz und Heimbewohnern, sowie Bürgern auf der Straße. Die Gunst der Stunde nutzend, kündigt die Stadt Freyung dem Unternehmen nun fristlos – und schiebt der KALKA GmbH seinerseits den „schwarzen Peter“ zu. Das Sicherheitsvakuum kann durch eiligst beorderte Ersatzdienstleister gestopft werden … doch zwischen KALKA und Freyung steht nun der nächste Rechtsstreit vor der Tür. Die Firma hat jedoch angekündigt, aus gutem Grunde nicht vor dem Freyunger Amtsgericht verhandeln zu wollen.
( “Convicted!” That much was obvious. But judge Klaus Fruth from Bavarian district court in Freyung took five weeks for writing down his judgement reasons … why to sentence Billy Six for “trespass” in trial no. “1 Cs 36 Js 13100/15”. It´s nine months ago when all of it began: Freyung, a small town of 7,000 inhabitants in the Bavarian Forest. I visit the local asylum camp. It´s promised to have a tour after registration at security desk … but instead police arrives. It´s the beginning of a political staging.
Three hearings in court do follow – on 10th of September, 26th of November and 16th of December. Six witnesses are examined – only one is useful for charging, namely Michael N. who was guard on duty that day. Initially he has confirmed defendant´s exposition – changing his statement afterwards “due to pressure of the court” as defending lawyer Bernd Roloff explains. Suddenly it´s claimed Mr. Six “did refuse” to leave the camp even though he was “asked several times”. If this was true it would be justified to talk about “trespass”. Camera recordings of that day have been deleted. Manager Herbert Graf excuses this problem with “automatic dubbing”.
But it´s not the only deficit: Few days after his dementi in court watchman Michael N. is promoted into public service as the only guard of the asylum camp – even though he doesn´t even have the needed certificate of § 34a Trade Regulation Act. Reasons for advancement are secret. KALKA GmbH, the surprised employer, protests: Decision of manager Graf (who was also responsible for complaint against Billy Six) would offend the contract between private security and Freyung municipality. Indeed order confirmation, signed by Herbert Graf on 24th of November 2014, does say in § 14: “The principal promises to not lure away and/or deploy for tasks in the company any staff who is employed by KALKA Service GmbH for settling issues in the principal´s business during the contract´s period and six months after its termination.”
Mr. Graf refuses to pay 5,000 Euros of contractual penalty. Consequently security company declares partnership to be over for 31st of January 2016. On 8th of January RT-GERMANY reports situation of Freyung asylum business and problems between security and home residents, as well as citizens on the street. Seizing the moment town of Freyung terminates the service contract without notice – declaring KALKA to be the real troublemaker. Security vacuum can be solved by urgently ordered replacement services … but between KALKA and Freyung the next lawsuit is going to be just around the corner. The company did say on the phone that there´re good reasons not to deal the case in district court of Freyung. )